Shade - A.M.O.R. 02

Leseprobe

Band 2 der A.M.O.R.-Pentalogie

 

Kapitel 1

01.10.

Putumayo, Kolumbien

  

Die Faust traf Shade erneut mit voller Wucht ins Gesicht. Sein Kopf schlug zur Seite. Die Haut über seinem Jochbein platzte auf.

„Mach endlich den Mund auf!“

Shade spuckte Blut auf den staubigen Boden und blickte langsam zu dem Mann auf. Der Söldner streichelte siegessicher seinen blutigen Schlagring. Shade hatte seine Handgelenkfesseln längst auf dem Rücken zerrissen, doch er musste sich noch gedulden, auf diesem unbequemen Stuhl sitzen bleiben. Wie gern würde er seinem Gegenüber jetzt die Fresse polieren. Er verdrehte die Augen und öffnete provokativ den Mund, wie der Blödmann verlangt hatte. Ein weiterer Schlag brach ihm beinahe den Kiefer.

„Mach ruhig weiter so. Werden ja sehen, wer zuletzt lacht.“ Er deutete einen Boxhieb an, Shade zuckte nicht einmal mit der Wimper. Immer dasselbe Spiel. „Woher kanntest du den Treffpunkt der Übergabe, du dreckiger Bulle?“

„Von deiner Schwester natürlich.“ Shade lächelte und ließ einen weiteren Faustschlag über sich ergehen. Er kam nicht umhin, wieder auszuspucken, damit ihm das Blut nicht übers Kinn lief. Spaß war etwas anderes, obwohl … „Nein, ehrlich. Als sie mich sah, wollte sie mich sofort flachlegen und hat dabei geplaud…“ Ein Schlag gegen die Schläfe. „Ihr geiler Arsch und die megagroßen …“ Ein Boxhieb brach ihm die Nase. Shade atmete tief durch den Mund ein. „Meinst du wirklich, das bringt was?“ Ein Stiefelabsatz hinterließ einen Abdruck auf seinem Schienbein. Shade schüttelte resigniert den Kopf. „Vielleicht solltest du Verstärkung holen.“

„¡Puta madre!“, schimpfte der Söldner außer sich. Er öffnete die Tür des Holzhauses, lieferte sich ein kurzes, heftiges Wortgefecht in Puinave, einer indigenen Sprache der Einheimischen, mit der Wache und betrat grinsend mit einem Gewehr den Verhörraum.

Shade hörte draußen eine Wache davonrennen, was dazu passte, dass dieser Schläger hier den Boss gerufen hatte. Na endlich. „Hey, Mann, vorsichtig damit, sonst verletzt du dich noch.“ Irgendwie war seine Aussprache undeutlich.

Der Kerl hob die Waffe hoch vor Shades Gesicht. „Rede endlich, bevor ich dich in Stückchen schieße. Bullen kommen nicht allein. Wer schickt dich?“ Er fuchtelte mit dem Gewehr, lief aufgewühlt umher und trat immer mal wieder zu. „Woher wusstest du von dem Deal? Wer bist du?“

Als Shade einen Jeep vorfahren hörte, beendete er das lästige Spiel. „Könnte ich vielleicht etwas Wasser haben? Du verstehst schon, der Nachdurst nach deiner Schwester.“

Der Mann kam bedrohlich näher. Der Finger des Söldners am Abzug zuckte.

Shade packte blitzschnell den Gewehrlauf mit beiden Händen und verbog ihn.

„Wie …?“ Der bescheuerte Hirni ließ nicht los, sondern schoss.

Shade entriss ihm hastig das Gewehr und schleuderte es in derselben Bewegung in eine Ecke. Die Explosion zerriss eine Wand der Hütte und ließ das Wellblechdach einstürzen. Shade sprang mit dem Mann am Schlafittchen durch fallende Palmenwedel und Holzbretter nach draußen, rollte sich ab und kam auf die Füße.

Der wilde, morgendliche Dschungel hatte ihn wieder – aber auch zehn wild aussehende Söldner, die um einen alten Armeejeep standen, rasch ihre Waffen entsicherten und auf ihn zielten. Sie hatten ihn die ganze Nacht gefoltert.

Das aufgebockte und nur dürftig zusammengezimmerte Drogenlabor hinter ihm krachte teilweise zusammen. Schade, dass sich in dem Raum keine Chemikalien befunden hatten, dann wären sie allesamt mit einer Explosion in die Luft geflogen. Shade hob langsam die Arme seitlich seines Kopfes. „Ich habe ihm gesagt, er solle es lassen.“ Er blickte zu dem am Boden liegenden Söldner, dem er eben das Leben gerettet hatte, und spuckte Blut aus. Die Heilung seiner Wunden würde einige Stunden dauern.

„Wer bist du?“

Ein Mann stellte sich im Jeep auf der Beifahrerseite hin. Altes Armee-Cappy, darunter längere, grau melierte Haare. Großspurige Tonlage und kein Junkie. Endlich war er ein paar Etagen höher. Längst nicht da, wo er hinwollte, aber wie immer ging es nur einer nach dem anderen. Zuerst einmal musste er sich hier in seinem neuen Gebiet in Putumayo zurechtfinden und etwas aufräumen, bevor er nach oben vorstieß. Er war als offizieller Drogenermittler in einen Kokain-Deal geplatzt und hatte den Köder – sich – ausgelegt. Sie hatten ihn niedergeschlagen, und er hatte den Bewusstlosen gespielt. Immer noch das beste Mittel, um an Geheimnisse zu gelangen. Vor niedergeprügelten Bullen prahlten mickrige Dealer irgendwie gern. Stärkte wohl ihr Selbstvertrauen. Die Fahrtroute bis hierher hatte er sich eingeprägt, den Geruch der Männer ebenso.

„Erzähl mir doch zuerst, wer du bist“, sagte Shade ruhig. Waffen wurden entsichert. „Wer ich bin, weißt du bereits.“ Sie hatten ihn gefilzt und einen seiner gefälschten Ausweise gefunden. Wer war er heute noch gleich?

„Ich bin der Boss hier“, sagte der ältere Mann. Shade untersagte sich das Augenverdrehen nicht, obwohl es klüger gewesen wäre. Jeder, der hier zehn Drogenabhängige unter sich hatte, nannte sich Boss. Gleich gefolgt von jefe und patrón. „Man nennt mich El Cuchillo.“

El Cuchillo zog in Zeitlupe – für alle anderen war es natürlich fürchterlich schnell – ein langes Messer aus seinem Gürtel und warf es auf Shade. Notgedrungen ließ er die Klinge ausnahmsweise in seinen Oberarm eindringen. Das Messer also, von dem Kerl hatte er sogar schon einmal gehört, obwohl er sich nicht mehr in seinem angestammten Gebiet befand. Mist! Dennoch war das Messer nur ein Boss, wie es hier Tausende gab. Shade zog sich lächelnd die beidseitig scharfe Klinge aus dem Fleisch und wog das Wurfmesser auf der Handfläche. Verdammt, der Piks tat echt weh.

El Cuchillo zog den Ausweis hervor und sah hinein. „Juan Santanos Jaramillo, Antidrogenbulle. Nein, nein.“ Er warf den Ausweis nach hinten in seinen Jeep. „Die kommen nie allein. Du bist der, den sie den Schatten nennen.“

Shade ließ das Wurfmesser auf seiner Handfläche kreisen. Ganz schlecht austariert. „Warum meinst du das?“ Es war nicht neu, dass man ihn unter ihresgleichen kannte, doch hier im Departamento de Putumayo räumte er zum ersten Mal auf. Eilte ihm sein Ruf voraus? Selbst unter den Handlangern der Handlanger der Handlanger?

„Weil wir wussten, dass du bald kommst.“

„Von wem?“ Shade gab es nicht zu, aber seine Neugier war geweckt.

Das Messer lachte nur und spuckte aus.

„Niemand weiß, wie der Schatten aussieht“, sagte Shade.

„Natürlich nicht“, sagte El Cuchillo, ohne das rotierende Wurfmesser auf Shades Hand aus den Augen zu lassen. „Vielleicht ist er nur ein Hirngespinst der Junkies. Warum sollte ihn sonst niemand je gesehen haben?“

„Weil niemand mehr lebt oder frei herumläuft, der mir begegnet ist.“

El Cuchillo grinste süffisant.

Shade lobte den Alten gedanklich. Er hatte verstanden, dass sie nun tatsächlich über ihn sprachen. Nur brachte El Cuchillo das weder das Lösegeld noch seinen Tod ein. Dass ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt worden war, wusste Shade natürlich, nur noch nicht, von wem. Shade steckte das Wurfmesser in seinen Gürtel. „Und weil niemand mehr lebt oder frei herumläuft, der nicht auf der guten Seite steht.“

„Du meinst, du stehst auf der guten Seite?“, wollte El Cuchillo wissen.

„Nein, ich stehe auf meiner eigenen Seite. Der Seite der Schatten.“ Genug gespielt. Shade verwandelte sich in die Seele seiner selbst. In einen Hauch eines düsteren Schattens. Kugeln flogen durch ihn hindurch, eine hatte ihn noch bei der Umwandlung am Bein erwischt. Die Männer brüllten kolumbianische Schimpfwörter. Der Jeep fuhr mit auf dem Mutterboden durchdrehenden Reifen los. Shade knockte ein paar Söldner aus und nahm einigen pfeilschnell die Waffen ab. Zwei würgte er hinterrücks in die Bewusstlosigkeit und sauste als Nebelschatten hinter dem Wagen her, der wie ein wildgewordenes Känguru über die unwegsame Sandpiste des Dschungels preschte. Zwei der vier Insassen feuerten nach hinten. Die Panik in ihren Augen gefiel ihm. Er riss sie samt Waffen vom Jeep und schlug sie mit einem Handkantenschlag k. o. Kurz überlegte er, ob er El Cuchillo zu seinem Unterschlupf fahren lassen sollte, doch so dumm war dieser sicher nicht, weil er nun wusste, dass der Schatten ihn verfolgte. Außerdem musste er pausieren und seine Wunden lecken, auch wenn es ihm mehr als überhaupt nicht passte. Diese schnelle Schwäche und die schlecht heilenden Wunden würden noch eines Tages sein Grab sein.

Shade nahm zwischen den beiden Insassen über dem Schaltknüppel ein wenig mehr Gestalt an. „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ Er boxte gleichzeitig nach rechts und links und beförderte die Männer aus dem fahrenden Jeep. Angeschnallt waren coole Jungs eh nie.

Zuerst knockte er den jungen Fahrer aus, dann huschte er hinter El Cuchillo her, der aus dem fahrenden Jeep gesprungen war und in den dichten Dschungel stolperte. Er hatte gerochen, dass dieser Mann clean war, und es lechzte ihn nach Heilung. Shade nahm Gestalt an und brachte den Mann mit einem Tritt von hinten zwischen die Beine zu Fall. Augenblicklich bemerkte er sein höllisch schmerzendes Bein und den Blutverlust. „Willst du noch etwas sagen, Messer?“ Shade ließ seine langen Fangzähne ausfahren und lächelte breit.

„¡Madre de Dios!“ Der Mann ließ vor Schreck die Pistole fallen, die er irgendwo aus seinen Sachen gezogen hatte, und schob sich ängstlich rückwärts.

„Die kann dir nun auch nicht mehr helfen.“

 

Shade erwachte aus einer seiner seltenen Ruhephasen. Er witterte einen bekannten Geruch und gleich darauf hörte er den Atem eines Freundes und dessen Schritte auf den Pflanzen des Waldbodens. Shade setzte sich in seinem Bett auf und streckte den Rücken. Die meisten seiner Verletzungen waren verheilt. Woher Bastian stets wusste, wann er wieder ansprechbar war, blieb ihm ein Rätsel. Es musste die tiefe Hingabe sein, mit der Bastian ihm seit fünfzehn Jahren diente, obwohl er ihn niemals darum gebeten hatte. Eher im Gegenteil. Shade hatte ihn ein ums andere Mal rüde, sehr rüde, davongeschickt, stehen gelassen, davongestoßen, blamiert und wie Nichts behandelt, bis er einsehen musste, dass dieser Mann nicht mehr gehen würde, egal, was er für einen Mist veranstaltete.

„Shade? Bist du da?“

Er fragte sich immer, wie Menschen überhaupt überleben konnten, wenn sie nicht witterten, wer sich wo befand oder sich ihnen näherte. „Ja, Bastian, ich bin hier.“

„Kommst du runter?“

„Komm doch hoch.“ Shade hörte, wie Bastian begann, sich den dicken Baumstamm hochzuarbeiten. Dieser Kerl war einfach zu nett für ihn. Shade sprang aus dem offenen Fenster, rollte sich in der Luft und landete weich federnd hinter seinem Freund, der gerade mal einen Meter des Baumes erklommen hatte. „Wir haben ja nicht den ganzen Tag Zeit.“

Obwohl Bastian seine Landung nicht gehört zu haben schien, zuckte er nach all den Jahren nicht mehr zusammen, wenn er für einen Menschen wie aus dem Nichts auftauchte, sondern rutschte den Baum hinab und hielt ihm die Hand entgegen. Shade hasste dieses Geschmuse, aber dies war das Einzige, was er dem waschechten Kolumbianer Bastian nicht hatte abgewöhnen können. Und er war anfangs sehr erfinderisch bei der Abweisung gewesen. Er packte die im Vergleich schmale Hand des Mannes, dem er als Einzigen vertraute, zog ihn vorsichtig an seine Brust und umarmte ihn kurz, aber herzlich. Das herzlich hatte sich über die lange Zeit irgendwie eingeschlichen.

„Wie geht’s dir?“, wollte Bastian wissen und linste zu dem zerfetzten und braungetränkten Jeansbein.

„Alles okay. Was hast du herausgefunden?“

Bastian setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und wischte sich mit einem Tuch über die Stirn. Der Weg bis hierher war anstrengend. „Die Kollegen haben alle elf Männer wie gewohnt in Gewahrsam genommen und die Beweise gesichert. El Cuchillo sprach von einem diablo, der sie überfallen hätte.“

Bastian sah zu ihm auf. Er mochte es nicht, wenn sich Shade an den Kerlen bediente, aber Bastian hatte gelernt, es zu akzeptieren, da ihnen danach bis auf etwas Blut nichts weiter fehlte. „Ich bin froh, mal einen Cleanen gefunden zu haben. Weiter! Warum befand sich das Drogenlabor so weit weg von ihrem eigentlichen Gebiet? Das war schon fast an der Grenze zu Caquetá und da herrschen La Cobra. Wer zieht die Strippen?“

„Das Messer war nach der Begegnung mit dem Teufel recht gesprächig, nachdem wir ihm beteuert hatten, er sei bei uns in Sicherheit. Ist wohl recht gläubig, der Messermörder.“

„Bastian, bitte.“ Er kam nie auf den Punkt. Oft kam ihm ihre Beziehung wie eine echte zwischen Mann und Frau vor. Bastian gab mit seinem Gequassel eine passable Frau ab.

„Sie erweitern das Gebiet.“

„Wer?“

„Er hat keine Namen genannt. Bisher. Da wir auch an anderen Grenzgebieten Übergriffe bemerkt haben, würde ich sagen, El Crecidos.“

„El Credicos?“ Das überraschte ihn wenig, wenn er es auch nicht hatte kommen sehen, dass Die Großen nach der Macht griffen. „La Cobra beherrscht den westlichen Teil der Cocafelder von Caquetá.“

„Korrekt, und El Crecidos greifen nun anscheinend genau diesen Teil an, um ihn zu übernehmen. Warum will die Sippe der Crecidos aus Putumayo ausgerechnet mit La Cobra Krieg anfangen?“

Shade schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, aber ich werde es herausfinden.“

„Heute? Willst du nicht erst einmal …?“

„Nein.“ Er sagte doch, wie eine Frau. Bastian schwieg. Er kannte seine Machtwörter. „Wo genau ist El Cuchillo gerade gefangen?“

„Im Gefängnis von Puerto Asís beim Fluss Tres de Mayo, aber …“

„Keine Sorge, er wird schon reden, wenn er mich sieht, ohne dass ein anderer es erfährt. Ich lass dir den Mitschnitt zukommen.“

Bastian seufzte. „Zieh dich wenigstens vorher um.“

„Warum?“

Bastian starrte auf seine blutverschmierten Sachen.

„Mich bekommt eh keiner zu Gesicht. Sieh du zu, dass die alle auch verknackt werden.“

„Wie immer.“ Bastian stand auf. „Meld dich, wenn du was weißt.“

„Du auch.“ Shade sprang ab und lief auf allen vieren wie ein Panther die fünfzehn Meter bis zu seinem Baumhaus hinauf. Er sah von oben nach unten, konnte aber durch die Trilliarden Blätter und Ranken Bastian nicht mehr sehen. Für einen Willkommensdrink war es ohnehin zu spät.

 

Über den Kronen der höchsten Bäume brach die Dämmerung herein wie ein nebelüberzogener Todeshauch. Shade roch die beginnende Regenzeit. Schon bald würde sich der trockene Boden in glitschige Erdmassen verwandeln, die alles unter sich begruben, ob lebendig oder tot. Unterhalb des grünen Daches herrschte bereits die Dunkelheit und erweckte das Wilde im Dschungel zum Leben. Das Atmen mit den Nachtaktiven begann. Shades Lieblingszeit.

Wenn sich auch die Welt um ihn herum in den Jahrhunderten gewaltig verändert hatte, so war die ursprüngliche Natur sein Halt geblieben. Es wurde Zeit, sich das Departamento de Putumayo genauer anzusehen.

Der Südwestrand von Kolumbien beherbergte die größten Kokaanbauflächen. Diese wurden, seitdem er sich der Jagd verschrieben hatte, von den Crecidos, was ungefähr die Großen, die Zahlreichen bedeutete, kontrolliert. Er hatte einige Kartelle mit dem Abschlagen des Kopfes zerstört oder zumindest in sich zerfallen lassen. Bei La Cobra war es ihm bisher nicht geglückt, weil sich in dem Gebiet zu viele Gerüchte über den Schatten, der sie tötete, verbreitet hatten. Sie waren gewarnt gewesen, wenn sie auch nicht genau wussten wovor. Er war eigentlich gen Westen gegangen, um seinem Ruf zu entfliehen, doch wie er heute hatte feststellen müssen, war sein Unterfangen zumindest diesbezüglich umsonst gewesen.

Shade verließ auf dem schnellsten Weg sein Baumhaus und spurtete in die nächste, größere Stadt im Dschungel – Puerto Asís. Nach einer Viertelstunde hatte er das überfüllte Gefängnis gefunden, zwei Wachen schlafen geschickt und war in El Cuchillos Einzelzelle eingedrungen.

„El diablo“, wisperte er auf seiner Pritsche, als Shade das fahle Mondlicht auf sein Gesicht scheinen ließ.

„Ich werde dich so lange heimsuchen, bist du mir alles gesagt hast, was du weißt.“

„Ich rede nicht!“

Shade ließ seine Fangzähne ausfahren. „Dann bis du nutzlos und kommst in die Hölle.“ Shade sprang vor und pikte El Cuchillo mit den Zähnen in den Hals.

El Cuchillo quiekte auf wie ein Mädchen, schlug um sich und betete.

Shade ließ von ihm ab und presste seine Hand auf das Herz des Messers. „Dann hole ich mir zuerst dein Herz, dann deine Seele.“

„Nein, nein, bitte, nein.“

„Dann rede“, sagte Shade leise und düster.

„Ich bin nur …“

Shade bohrte seine Finger zwischen die Rippen des Mannes.

„Okay, okay“, brüllte El Cuchillo. „El Mayor ist vor einiger Zeit gestorben. Du tust meiner Seele nach meiner Beichte aber auch nichts?“

Shade grinste. „Kommt darauf an. Weiter. Dass der Älteste der Crecidos tot ist, habe ich bereits gehört. Du gehörst den Crecidos an, richtig?“

„Ja. Seitdem El Mayor tot ist, ist alles anders. Sein Sohn hat eine starke Hand, sagt man. Brutal. Er will ganz Kolumbien übernehmen.“

„Name?“

„Alejandro.“

„Kein grusliger Bossname?“

„Nein … nein, nicht soweit ich weiß. Einfach nur Alejandro.“

„Ist das Lösegeld auf den Schatten von ihm?“

„Ich glaube schon.“

„Was hat Alejandro, der Brutale, als Nächstes vor?“

„So genau …“

„Sag, was du weißt“, drohte Shade.

„In den letzten Wochen hat er die Dissidenten der Farc stark aus Putumayo vertrieben und deren Drogenlabore übernommen. Seit dem Friedensvertrag mit der Regierung sind sie lange nicht mehr so stark wie früher und nehmen den Kartellen nicht mehr ihre Labore weg. Die Bauern von freien Gebieten wurden übernommen. Männer wie Frauen.“

„Du meinst, die Bauern, die noch Kaffee angepflanzt haben, werden jetzt gezwungen, Koka anzubauen.“

„Ja, genau. Das habe ich aber alles nur gehört. Wir haben dagegen das Gebiet in Richtung der La Cobra erweitert. Erkämpft, Bauern hingebracht, Gebiet gesichert.“

„Was weißt du über den Schatten?“ Shade sah auf ihn hinab.

El Cuchillo war weder blöd noch abhängig. Er überlegte kurz. „Wie jeder auf der Welt kenne ich ihn nicht. Ich weiß nur, dass der Schatten gefährlich ist und niemand vor ihm sicher.“

Shade verließ die Zelle durch die dicken Stäbe als Dunst nach draußen, ließ die dreckige, stinkende Stadt hinter sich und begab sich schnellstmöglich zurück in seinen düsteren Dschungel, zu einer seiner Wasserstellen. Ihm machte das sumpfige, braune Flusswasser gesundheitlich zwar nichts aus, aber dennoch trank er lieber das Regenwasser, das er an verschiedenen Stellen auffing. Vor gut zwei Wochen waren Bastian und er hierhergezogen. Bastian ins nächste Dorf, er in den Wald. Wie immer.

Er witterte, dann entfernte er geschwind die Pflanzen vor dem Eingang zu seiner Höhle. Mit einem Becher schöpfte er Wasser aus einem großen Steinbottich. Er musste tief hineinlangen. Seine Reserven wurden knapp. Der eine Regen hatte nicht viel gebracht. Es wurde Zeit, dass der richtige Regen einsetzte, obwohl er die matschigen, moskitonervigen Zeiten nicht besonders mochte. Shade zog sich die verdreckte Kleidung aus und tauchte in einem anderen Zuber unter, wusch sich.

Er nahm die letzten Klamotten von einem selbstgebauten Regal. „Verdammt.“ Es war wieder einmal Zeit, in eine Stadt zu gehen, um zu waschen. Oder er würde eine Frau des Dorfes dafür bezahlen, seine Sachen im Fluss zu reinigen. Dass in schäbigen, von hier aus weit entfernten Waschsaloons sexy Frauen saßen und nur auf einen echten Kerl warteten, um seine Wäsche zu reinigen, war wirklich hirnverbrannte Werbung. Dann schon lieber nur Flussreinigung. Aber später. Jetzt wollte er los. Es kribbelte ihm in den Fingern, endlich mit der Suche nach Alejandro zu beginnen.

Shade flitzte durch die Gegend und suchte nach einem alten, hohen Paranussbaum. Nach wenigen Minuten hatte er Glück und konnte über alle anderen Baumkronen hinwegsehen. Der aufsteigende Nebel ließ es allerdings aussehen, als säße er in einem Meer aus Wolken. Shade schloss die Augen und ließ seine Energie über die Wipfel der grünen Giganten gleiten, erfasste den weit über hundert Kilometer entfernten Vulkan Cayambe mit seinen fast 5800 Metern Höhe sowie etwas weiter nördlich die hohen Spitzen der Anden. In seinem Kopf entstand eine neue Karte, die er automatisch mit anderen topografischen Landkarten der Region verknüpfte. Technischer Schnickschnack hatte ihn seit jeher enttäuscht. Kompasse führten ihn in die Irre, Gebiete hatten sich auf den Karten über die Jahre so dermaßen durch Erdrutsche oder Wirbelstürme verändert, dass er tagelang umhergeirrt war. Außerdem ließen sich die technischen Neuheiten oft aufspüren, was für ihn schon einmal gar nicht infrage kam. Nichts war so beständig wie sein Körper und sein Geist. Nun ja, war …

Über die Jahre hatte ihn diese Gabe aus manch lebensbedrohlicher Situation gerettet. In der Vergangenheit hatte er hauptsächlich in den mittleren Gebieten von Kolumbien Guaviare und Caquetá aufgeräumt. Nun hatte ihn sein Instinkt an den äußersten Rand nach Putumayo geführt. Warum, wusste er noch nicht, außer, dass ihn das Kopfgeld störte, doch er traute seinem Riecher. Etwas Großes wartete hier auf ihn. Ob er der Familie des Bosses näherkam, der damals den Befehl für die Morde an seiner Familie gegeben hatte?

Er schüttelte den Kopf. Jetzt musste er sich erst einmal mit dem neuen Terrain bekannt machen, die innere Struktur der Crecidos erkunden, um an den nächstmöglichen Kopf heranzukommen.

Shade ließ sich fallen, stürzte geübt die beinahe fünfzig Meter hinab, wich dicken Ästen und Palmwedeln aus, bis er leicht federnd aufkam. Er begann zu laufen. Dad hatte ihm erzählt, dass sein Opa Anfang des 13. Jahrhunderts noch in der Lage gewesen war, sich magisch Flügel wachsen zu lassen. Doch so oft Shade dies in jungen Jahren auch versucht hatte, es war ihm niemals gelungen. Zum Glück waren die zahlreichen Brüche und Wunden von seinen Haus- und Hochhausstürzen rasch verheilt. Mom hatte es Dad nie verziehen, dass er ihm so etwas als Gutenachtgeschichte erzählt hatte.

Shade stoppte abrupt. Er rieb sich über die Stirn. Wo war er nur mit seinen Gedanken? Seine Eltern lebten nicht mehr. Er hatte ihr unheiliges Grab in Venezuela seit dem Beginn seiner Jagd nicht gesehen und dachte äußerst selten an sie.

Ein Geruch fuhr ihm sanft in die Nase und ließ ihn die Augen schließen. Er witterte. Ein Pferd. Und eine Frau, vermutete er. Warum konnte er sie nicht eindeutig identifizieren? Und was machte eine Frau allein auf einem Pferd in dieser einsamen, gottverlassenen Gegend?

Shade lief ihr ein wenig voraus und sprang auf einen Baum, von dem er einen guten Blick auf einen schmalen, fast zugewucherten Trampelpfad hatte. Alte Abdrücke von Pferdehufen verrieten, dass sie oder andere hier in langen Abständen vorbeiritten. Aber im Dunkeln? Er konnte nur aufgrund seines vampirischen Sehvermögens bei dieser Finsternis etwas sehen. Ein Mensch würde sich nach wenigen Metern die Hachsen brechen. Gut, ein Pferd, das dieses Gelände gewohnt war, war trittsicher und fand auch ohne die Führung des Menschen nach Hause.

Der Duft intensivierte sich. Ihre Pheromone schmeichelten seinem Geruchssinn. Sie roch nach Natur pur, Muskelkraft und Pferd. Außerdem nahm er etwas Salziges wahr.

Endlich konnte er sie sehen. Das brustlange, leicht gewellte Haar fiel ihm als Erstes auf, dann sah und roch er die Tränenspuren auf ihren Wangen. Sie schimmerten nur für die nachtaktiven Tiere des Dschungels, wie er eines war. Ihre Stirn war gefurcht, die Lider geschlossen. Sie saß geübt ohne Sattel auf einem stattlichen, schwarz-weiß gescheckten Paso Fino, der sie sicher ohne Führung den Weg entlangtrug. Reiterin und Pferd gehörten seit Jahren zusammen, das war eindeutig zu sehen. Ihre Hände lagen auf ihren in Jeans steckenden Schenkeln. Beinahe machte es den Anschein, als meditierte sie, doch ganz weggetreten war sie nicht. Etwas sagte ihm, dass sie sehr wohl aufmerksam war und ihre Umgebung oder eine nahende Gefahr wahrnehmen würde. Deshalb verhielt er sich vollkommen ruhig. Er wollte sie nicht noch zusätzlich zu ihrem Kummer erschrecken.

Ihr Rückgrat war gestärkt durch harte Arbeit mit Pferden, ihre Taille verführerisch schlank und ihr Arsch … Himmel, steh ihm bei! Wie lange war es her, dass er solch einen geilen Pfirsichhintern gesehen hatte? Wie lange war es her, dass er eine Frau vernascht hatte? Shade bewegte sich wegen seiner Gedanken, die wer weiß wo hergekommen waren.

Das Pferd blieb augenblicklich stehen. Die Frau wandte sich mit nun offenen Augen um. Sie lauschte. Schnüffelte?

Shade verengte seine Lider. Wer war dieses engelsgleiche, traurige Prachtweib? Sie blickte eine Weile in seine Richtung und trieb seinen Puls nach oben, was nicht einmal die Folter von heute früh hervorgebracht hatte.

Endlich wandte sie sich wieder um, und das Pferd setzte sich ohne ihr sichtbares Zutun in den langsamen Trott in Bewegung. Sie wirkten wie eine Seele, ein Geist, bis der Dschungel ihm den Blick auf sie versperrte.

Shade sprang nach einer Weile vom Baum. Sollte er sie verfolgen, um zu sehen, wer sie war? Wohin sie gehörte? Warum sie so traurig war?

Er atmete tief durch und begann, in die entgegengesetzte Richtung zu laufen. So ein Blödsinn! Dafür hatte er keine Zeit. Er musste Tod bringende Verbrecher jagen und zur Strecke bringen. Eine Frau brachte nur ungewollte, unsinnige Ablenkung.

* 

Tyla ließ sich seitlich von Vientos Rücken rutschen und ging vor ihm her. Sie liebte es, allein mit Viento unterwegs zu sein, die bedingungslose Vertrautheit zu spüren, doch heute lag so ein dermaßen schlechter Tag hinter ihr, dass selbst seine weichen Nüstern in ihrem Nacken sie nicht aufmuntern konnten. Sie hatte jeden Tag aufs Neue auf ein Wunder gehofft. Auf eine Veränderung, etwas Positives, aber das Gegenteil lehrte sie, dass alles bald vorbei sein würde.

Tyla folgte dem Trampelpfad leicht bergauf zu den Hauptställen. Nur ein mattes Licht in einem Nebengebäude verriet das nächtliche Fernsehen von Juan. Oder er war mal wieder mit laufender Mattscheibe eingeschlafen. Nur noch wenige Wochen, und sie musste auch ihn entlassen.

Vor einer Wand des Stalles blieb Viento stehen, und sie nahm ihm das Halfter ab, während Sam, ihr alter English Shepherd, sie beide freudig begrüßte. Viento trank erst einmal ausführlich aus der Tränke, während sie etwas Hafer in einen Trog füllte. Als er fraß, kontrollierte sie kurz seine Hufe, bei dem Gelände wusste man nie, und rieb ihre Sitzstelle ab. Beinahe kamen ihr schon wieder die Tränen, wenn sie daran dachte, auch ihn abgeben zu müssen.

Er stieß sie sachte an der Schulter an, und sie entließ ihn seitlich des Stalls auf die angrenzende Weide. Esmeralda und Tito begrüßten Viento, bestimmt ein wenig eifersüchtig wegen seines nächtlichen Ausritts.

„Ach, verflucht!“ Tyla wandte sich von dem Anblick ihrer Pferde im Mondschein ab und ging Richtung Haupthaus. Das Holz benötigte einen neuen Anstrich, die Veranda war an einer Stelle eingebrochen, einige Gardinen mussten unbedingt erneuert … Tyla seufzte schwer, schob sich die Reitstiefel von den Füßen und betrat die große, gemütliche Eingangshalle ihres Elternhauses. Hier war Platz, um mit zehn Leuten zu quatschen, und den spannenden, neuen Urlaubstag zu besprechen, bevor es voller Vorfreude und Abenteuerlust losging. Früher einmal war es so gewesen.

Sie bog nach rechts in einen langen Flur ab und betrat ihr Büro. Mamás robuster Schreibtisch hatte früher nie so leer ausgesehen. Da hatten sich Wareneingänge, Buchungen, Reparaturaufträge, Tierarzttermine, Reinigungsaufträge in Papierform in verschiedenfarbigen Ablagekörben gestapelt.

Tyla setzte sich auf den abgewetzten Chefsessel und schrak fürchterlich bei dem Klingeln ihres Handys und des alten Telefons zusammen. Rufumleitung, weil sie oft draußen war. Sie nahm den Telefonhörer ab.

„Aventura-Caballo-Rancho. Sie sprechen mit Tyla Acosta Lopez. Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Hallo Tyla, schön, dich zu hören. Hier ist Inge. Inge Meyer aus Deutschland.“

Tyla wechselte sofort ins Deutsche. „Hallo Inge. Das ist ja eine Freude, dich am Apparat zu haben. Wie geht es dir und deiner Familie?“

„Danke, danke, uns geht es sehr gut. Andrea hat bald ihren Realschulabschluss in der Tasche, und Tim ist letztes Jahr aufs Gymnasium gekommen.“

„Das sind ja tolle Neuigkeiten.“ Tyla spürte bereits den Umschwung in Inges Stimme, bevor sie nach einer kleinen Pause etwas sagte.

„Du, Tyla, es tut mir sehr leid, aber wir können unseren geplanten Urlaub bei euch Anfang des Jahres nicht wahrnehmen.“

Tyla schluckte schwer. Sie versuchte, die ungebändigte Wut über die negativen Gerüchte und Veränderungen ihres Landes und diejenigen, die dazu beitrugen, dass es immer und immer schlimmer wurde, hinabzuwürgen, doch die Angst um ihre Lieben ließ sie dennoch tief aufseufzen. „Es wäre sehr schade, Inge“, brachte sie mühsam hervor.

„Ja, meine Schöne, das weiß ich. Tim und Andrea waren untröstlich, ihre Lieblinge dieses Jahr nicht wiederzusehen, aber es ist leider so, dass uns die Gefahr zu groß geworden ist. So allein, im Dschungel, du weißt schon.“ Inges Stimme war mitfühlend weich geworden.

Tyla rechnete es der Stammurlauberin hoch an, dass sie ihr wenigstens die Wahrheit sagte. Die meisten erfanden irgendwelche Ausreden von Krankheit oder Arbeitslosigkeit des Mannes. „Danke, dass du so ehrlich bist, Inge, und für deinen Anruf so rechtzeitig.“

„Ich weiß ja, wie schwer du es haben musst. Es … es tut mir sehr leid. Vielleicht übernächstes Jahr wieder, ja?“

„Ja“, sagte Tyla matt in den Hörer. Familie Meyer kam seit fünf Jahren. Noch nie war ihnen oder anderen Gästen etwas während des Aufenthalts passiert, bis vor zehn Wochen ein Vater aus der Schweiz mit seiner Tochter vor schießenden Soldaten im gestreckten Galopp hatte fliehen müssen. Es war ihnen nichts passiert, aber der Schock saß tief. Sie erstattete den vollen Preis, die Familie flog augenblicklich zurück. Der Beweis, ein Streifschuss an Titos Ohr. Tyla war nur froh, dass niemandem etwas Ernstes passiert war und Tito das Mädchen nicht vor Schreck abgeworfen hatte, sondern brav mit ihr geflohen war. Seit diesem Tag hatte sie immer mehr Spuren von Stiefeln gefunden, waren die Pferde nachts oft unruhig und Sam schlug ziemlich häufig an. Früher war er nur Schmusehund für die Gäste gewesen.

„Wir alle schicken dir ein tolles Paket zu Weihnachten rüber.“

„Oh, das ist doch nicht nötig.“

„Doch, doch. Nur so konnten wir Tim und Andrea überzeugen. Sie wollen ihren Lieblingen unbedingt Leckereien schicken.“

Tyla musste entgegen ihrer Gemütsverfassung lächeln. „Esmeralda und Zula, richtig?“

„Jaaaaa“, riefen plötzlich zwei junge Stimmen aus dem Hintergrund, dann folgten durcheinandergewürfelte Ratschläge von Tim und Andrea, welche Leckerei für welches Pferd war und wie sie es am liebsten hatten und wer wo unbedingt gestreichelt werden musste.

Tyla zitterte vor Rührung der Unterkiefer, als sie ihnen versprach, all das genau so zu tun, wenn das Paket in Kolumbien bei ihr eintraf.

„Halt die Ohren steif, Tyla, ja?“, sagte die norddeutsche Inge besorgt.

„Das mache ich. Meldet euch wieder.“

„Das machen wir.“ Inge legte auf.

Tyla saß noch eine Weile mit dem alten Hörer in der Hand da, schwankte zwischen Heulkrampf und Wutausbruch. Verdammt! Jetzt musste sie auch noch diese Familie im Terminkalender streichen. Rasch warf sie den Hörer auf die Gabel, damit sie ihn nicht in der Hand zerquetschte. Mit siebzehn hatte sie notgedrungen die Verantwortung für die riesige Ranch mit all seinen Weiden und Pferden übernommen und niemals, niemals war sie so schlecht dran gewesen wie jetzt. Sie hatte überall eingespart, doch keine Urlauber bedeuteten keine Einnahmen, und sie konnte es den Ausländern nicht einmal verübeln. Die Übergriffe, Entführungen, Erpressungen, ach, alles Schlechte nahm in gewaltigen Ausmaßen zu, und die Presse trug es in alle Richtungen. Nicht einmal sie mit ihren besonderen Kräften konnte etwas dagegen tun. Sie musste sich um die Pferde, die Organisation und das Personal kümmern, sie konnte nicht einfach losziehen, um den übermächtigen Drogenkartellen den Kampf anzusagen. Außerdem könnte sie keine Leben nehmen … Nun, vielleicht doch, dachte sie grimmig, wenn irgendwer ihren Freunden oder ihren Pferden etwas antäten. Zum Glück würde sie es sofort fühlen, wenn es einem ihrer Lieblinge schlecht ging oder ein Fremder ihr umfangreiches Reich betrat, doch bisher war dies noch nie mit bösartigem Willen geschehen. Spuren fand sie häufig. Kämpfer, Bauern, Händler kreuzten ihr weitläufiges Eigentum. Die Weiden waren eingezäunt, doch das vom Dschungel überwucherte Hinterland und die mit Korn bestellten Acker, die ihr auch gehörten, natürlich nicht.

Tyla entschied, heute endlich das längst überfällige Bad zu nehmen, ging in ihr privates Obergeschoss und ließ sich in die noch volllaufende Wanne gleiten. Das warme Wasser umschmeichelte wohlig ihren Körper. Wer war dieser undurchdringliche Schatten heute gewesen? Sie hatte seine Aura deutlich gespürt, auch wenn er sich wahrlich gut versteckt hatte. Da seine Hormone ihr keinerlei Gefahr signalisierten und er weder nach Drogen noch nach Schießpulver roch, hatte sie ihn ignoriert. Ab und zu zogen Farc-Kämpfer durch dieses Gebiet. Auch wenn diese fast immer nach Pulver und Munition oder Waffenfett rochen. Vielleicht war in ihrer Nähe ein neues Guerilla-Camp entstanden, und sie erkundeten die Gegend. Es war ihr recht, sollten die Rebellen endlich der Regierung zeigen, dass etwas in diesem Land nicht in Ordnung war, doch leider wusste jedes Kleinkind, dass sie genau das seit über fünfzig Jahren versuchten und auch oft nicht besser waren. Freiheitskämpfer oder Terroristen? Der Unterschied lag wohl im Auge des Betrachters. Es war besser, sich völlig rauszuhalten, und so hielt sie es seit über hundert Jahren wie Dad damals.

Doch ihr Gefühl täuschte sie nicht. Das Böse kam näher und würde bald auch die Fühler nach ihrer Ranch ausstrecken. Warum sie bisher verschont geblieben war, hatte sie sich selten gefragt, seit dem Vorfall vor zehn Wochen immer häufiger. Was sollte sie bloß tun?

Tyla ließ sich gänzlich unter Wasser gleiten, schottete sich von der Außenwelt ab. Nun nahm sie die Laute der näheren Umgebung überdeutlich wahr. Das Knarzen des alten Holzhauses, das Lecken irgendeines Wasserhahns, den Nachtwind, der die Regenzeit ankündigte, die nachtaktiven Tiere. Das Badewannenwasser legte über alles ein Brodeln, als kochte es.

Wo sollte sie noch mehr Geld auftreiben? Ein Pferd verkaufen? Niemals. Sie konnte sich nicht von ihren Pferden trennen. Sie waren ihre Familie. Sie kannte sie alle seit ihrer Geburt, einige hatte sie selbst auf die Welt gebracht. Viento begleitete sie seit sechzehn Jahren. So lange hielten teilweise nicht einmal Beziehungen zwischen Menschen. Juan arbeitete seit acht Jahren für sie und hatte sich nicht einmal krankgemeldet. Im Gegenteil, seinen Urlaub verbrachte er hier, gönnte sich zwar mal ein Ausschlafen, aber ansonsten waren es normale Arbeitstage für ihn. Ihre Putzfrau hatte sie schon vor zwei Monaten gehen lassen müssen, die Köchin vor einem Monat, als Buchungen ausblieben und getätigte storniert wurden. Das Einzige, was sie verkaufen könnte, wäre Land, doch wer kaufte am Arsch von Nirgendwo Land? Land, das sich die Kartelle einfach unter den Nagel rissen, wenn sie es brauchten.

Ein seltsames Wiehern ließ ihre Gedanken ins Hier und Jetzt zurückschießen. Sofort pumpte ihr Herz mehr Blut. Sie lauschte. Viento schnaufte, aber Esmeralda schabte nervös mit dem Vorderhuf. Ihren Instinkten traute sie mehr, weil sie vor einem halben Jahr erst gefohlt hatte. Sam winselte neben ihrer Badewanne. Tyla tauchte auf und sprang mit einem Satz aus der Wanne, sodass das Wasser überschwappte. Im Spurt nach unten griff sie ihren schwarzen Bademantel und schwang sich hinein. Keine drei Sekunden später stand sie auf der Weide zwischen ihren Pferden, die unruhig schnauften.

Tyla fokussierte alarmiert ihren Blick. Auf den Weiden war es ruhig, in den Häusern und Stallungen ebenso. Im Dschungel herrschte das natürliche nächtliche Treiben. Plötzlich ein markerschütterndes Kreischen. Tyla riss ebenso wie Esmeralda den Kopf in Richtung der Nebenställe herum. Sam flitzte aus dem Haus gleich dorthin. Wütende Panik breitete sich in ihr aus, als überschwemmte sie glühende Lava. „Nein“, hauchte sie, sprintete los und erreichte das Tor um Längen eher als Viento und Sam.

Sie riss beide Holztore zum Stall auf, hörte gleichzeitig Joschuas angsterfülltes Wiehern – Esmeraldas Fohlen.

Vier Männer! Blut! „Lasst ihn sofort in Ruhe“, schrie sie und stürmte auf die ersten beiden zu, die versuchten, Joschua zu bändigen. Das Fohlen bäumte sich auf, taumelte aber, es hatte Beruhigungsmittel oder Schlimmeres bekommen. „Nein“, brüllte sie und boxte einen der Männer von Joschua weg, während den anderen ihr nackter Fuß im Magen traf. Ein Gewehr wurde durchgeladen. Tyla riss sich von dem einen Mann los, warf sich auf den mit der Waffe und löste sich und ihn in düsteres Nichts auf. Keine Sekunde später tauchte sie wieder auf, fing eine Kugel im Flug mit ihrer Schulter ab, die sonst Joschuas Hals durchschlagen hätte, und fiel eher, als dass sie sprang, auf den vierten Eindringling. Außer sich vor wütender Angst löste sie auch ihn auf, kam zurück auf die Füße und packte denjenigen, der sich den Magen hielt, von hinten. Sie biss ihm blindwütig in die Halsschlagader, schmeckte Drogen und Reste des Denguefiebers und riss ihm mit ihren Reißzähnen eine Verletzung. Sie stieß ihn in die Richtung seines einzig übrig gebliebenen Kammeraden, der von Sam attackiert wurde. Beide nahmen fluchend die Beine in die Hand und flohen.

„Sam, bleib!“, befahl Tyla aus Sorge, sie könnten auf ihn schießen. „Joschua“, sagte Tyla sanft. Er versuchte, mit zittrigen Beinchen aufzustehen. Sie half ihm mit festem Griff um den Hals. Beruhigend streichelte sie sein schweißnasses Fell. „Keine Sorge, mein Lieber, alles wird gut.“ Vorsichtig untersuchte sie seinen Körper, fand zwei Einschnitte, die aber nicht lebensbedrohlich für ihn waren. Tyla redete weiter beruhigend auf ihn ein, hielt ihn, damit er Ruhe fand, witterte. Kokain. O Gott! Kein Handy, Juan. Mit einer Ruhe, die sie in keiner Weise verspürte, bugsierte sie den bebenden Joschua in seine Box zurück. Wie der Wind schnappte sie ihr Handy aus dem Badezimmer, rief den Tierarzt des nächsten Dorfes an und stand bei Juan im Schlafzimmer, bevor sie dem Arzt alles erklärt hatte. Juan hörte mit, sprang auf und rannte im Pyjama barfuß los.

Tyla setzte äußerst selten ihre Kräfte ein, doch ihre Augen schwammen in Tränen vor Furcht, Joschua könnte nicht überleben. Alle Pferde standen am Zaun, wieherten aufgeregt und scharten mit den Hufen, allen voran Esmeralda.

Tyla schnappte sich den Erste-Hilfe-Koffer und schritt langsam zu Joschua in die Box. Er war krampfend, zitternd und pitschenass auf dem Boden zusammengesackt und versuchte verzweifelt, aufzustehen.

„Ruhig, mein Liebling, ruhig. Wir schaffen das.“ Tyla senkte ihren Pulsschlag, umarmte das kämpfende Fohlen und hörte nicht auf, beruhigend zu sprechen.

Juan kam langsam in die Box und sprach ebenfalls mit Joschua, als wäre es ein Tag wie jeder andere. Er kümmerte sich um die zwei blutenden Wunden und dann um Tylas Schulter, während sie es schaffte, Joschua immer wieder Wasser zuzuführen.

„So, und jetzt gehen wir raus“, sagte sie mit unbekümmerter Stimme, dabei zog sich ihr Herz auf eine fürchterlich schmerzliche Art zusammen. Joschua war ruhiger geworden, aber auch apathischer, innerlich panischer. Er hatte Schaum vor dem Mund, speichelte, sein Körper nassgeschwitzt, als wäre er geschwommen. Fröhlich-ruhig legte sie ihm das lockere Knotenhalfter um.

„Bewegung“, sagte auch Juan und klickte ein zweites Halteseil in die untere Schlaufe ein. „Trinken und ausschwitzen, komm mein Großer, wir schaffen das.“

Tyla unterdrückte noch so gerade ihre Tränen, die Joschua ebenso gewittert hätte wie die anderen Pferde, als sie gemeinsam, langsam zu einer freien Koppel gingen. Esmeralda trat mit den Hinterhufen gegen das Gatter, wieherte hoch, Joschua reagierte nicht, was Tyla unendliche Angst einjagte.

Juan schloss das Gatter, und gemeinsam gingen sie wie eine kleine Familie mit ihrem Kind in der Mitte im großen Kreis, während Tyla und Juan sich ruhig und gelassen unterhielten.

„Wer war das?“, wollte Juan nach einer Weile wissen.

„Ich weiß es nicht, Juan. Vier Männer in der typischen Tarnkleidung. Sie wirkten wie Kämpfer, aber auch Drogenkuriere. Wahrscheinlich hat es sich über die Jahre vermischt.“

„Warum Joschua?“

„Fohlenfleisch?“, sagte Tyla und konnte nicht verhindern, dass ihr Kiefer dabei zitterte.

Joschua bäumte sich plötzlich auf, bockte, entriss ihnen die Seile und stürmte wie gebissen quietschend über die trockene Wiese.

„Lass ihn“, sagte Juan und legte eine Hand auf ihren freien Unterarm.

„Er wird sich verletzen!“

„Ja, vielleicht, aber auch die Drogen abbauen. Wir können ihn jetzt eh nicht einfangen.“

Da wiedersprach Tyla gedanklich energisch, mit einem Satz wäre sie bei ihrem Baby. Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte sie Joschuas verzweifelten Kampf in der gespenstigen Dunkelheit des Mondscheins. Juan konnte ihn wahrscheinlich kaum wahrnehmen, doch sie sah jedes Zucken, jeden Krampf, jeden Schauder, die den armen Kerl wie Stromstöße durchliefen.

„Ich hole Wasser und mache die Lichter für el doctor an.“

Tyla nickte Juan zu, nahm den Blick aber nicht von Joschua. Nach einigen Minuten bäumte er sich auf, knickte mit den zitternden Hinterläufen ein und brach zusammen. Einen Windhauch später lag Tyla bei ihm, hinderte ihn sanft, aber bestimmt am Aufstehen und ließ all ihre Liebe in den kämpfenden Körper fließen. All ihre Verzweiflung, dass man ihr nun auch noch Joschua nehmen könnte, nachdem alles den Bach hinunterging, versuchte sie vehement im Schach zu halten. Nichts war jetzt wichtiger als Joschua Kraft und Geborgenheit zu schenken.

Joschuas Herz schlug hart, aber langsam, seine Zunge hing aus dem schäumenden Maul, das Fell war nass, als Juan mit dem Arzt herbeieilte und Tylas Tränen sich mit den feuchten Nüstern verbanden, während sie ihn küsste und anflehte, zu kämpfen.

* 

Shade sprang seinen Baum hinauf und schob den Korb mit den Lebensmitteln auf seinen runden Holztisch. Die Sonne würde bald aufgehen, und sein Magen knurrte ihn seit Stunden an wie ein wütender Tiger. Nachdem er dem Messer einen Besuch abgestattet hatte und sich weiter in seinem Gebiet umgesehen hatte, hatte sich einer der Kokafeldbewacher sogar zu ihm herumgedreht, weil sein Magen Rabatz gemacht hatte. Trotzdem war er noch einmal kurz in seinen Zuber gesprungen und hatte seine gesamte dreckige Wäsche mitgenommen. Ihm blieb nur noch eine saubere, knielange Tarnfleckhose, aber die reichte ihm völlig aus. Er wusch das Gemüse ab und setzte sich vor seinen Tisch, um es zu schnippeln. Das Pflanzenfett in der Pfanne brutzelte bereits, und er warf die kleinen Zwiebeln und Paprikastücke hinein.

„Hm, das riecht ja schon mal lecker.“

Shade sprang wie von Teufels Dreizack gestochen in Kampfstellung auf. Die Möhre hopste über den Tisch und fiel auf den Boden. Shade umklammerte das Messer. „Wer ist da?“, knurrte er. So überrascht hatte ihn noch nie jemand.

„Ich bin hier.“

Shade wirbelte herum und wich zurück. Mit allem hatte er gerechnet, aber damit? Ein gut einen Meter großer Luchs saß auf der Ablage neben seinem Gasherd und rührte mit einer ausgestreckten Kralle in seinem Zwiebel-Paprika-Gemüse. „Lass das!“

Die riesige Katze zog den Nasenrücken kraus und leckte sich die fettige Kralle ab. „Da fehlen noch Gewürze. Und Fleisch!“

„Ich bin doch noch gar nicht fertig.“ Shade ließ das Messer sinken. Moment mal! „Was soll der Scheiß? Wer bist du? Was machst du in meinem Haus? Und wieso kannst du sprechen?“

„Haus?“ Der Luchs sprang galant von der Ablage auf seinen kleinen Tisch und pflanzte sich mit dem Hintern dicht neben sein Gemüse. Das goldene Fell mit den schwarzen Flecken glänzte, der Schwanz baumelte unterhalb des Tisches. „So viele Fragen. Und das so kurz nach dem Wachwerden. Ohne Frühstück.“ Das Vieh pikte in ein Karottenstück. Um es zu fressen?

Shade trat dichter heran. Er sah, witterte und roch den frechen Kater, aber seine Kontur schien zu flackern, wenn er die Augen zusammenkniff. Hatte der Kerl von heute früh doch Drogen im Blut gehabt? Waren die traurige, seltsame Frau auf dem Pferd und dieses Fellmonster in seiner Küche Halluzinationen?

„Ich bin Chilli.“

Shade stieß einen lachenden Laut aus.

Das Zottelvieh ließ die schwarzen Pinsel an seinen Ohrspitzen wackeln. „Chilliness, um genau zu sein.“

„Aha. Ich würze gern mit Chili.“ Shade ließ seine Fänge ausfahren und grinste den Luchs an.

Anstatt zurückzuschrecken oder wenigstens die Augen aufzureißen, fing dieser Chilli an, ausgiebig zu gähnen und zeigte dabei die beinahe ebenso langen Reißzähne. Zwei oben, zwei unten. Zwei mehr, als er besaß.

„Also, ich bin ein magischer Nordluchs, eine Tochter der Göttin Bastet, und soll, nein, werde dich ab jetzt begleiten und leiten.“

Shade schlug mit beiden Händen auf den Tisch, sodass das göttliche Ding zehn Zentimeter abhob und wieder auf dem Hintern landete. „Wo bist du denn ausgebrochen? Dein Schwachsinn interessiert mich nicht. Verschwinde!“ Shade stieß den Luchs an der Schulter an – doch seine Finger fuhren durch das weich glänzende Fell hindurch. „Verflucht!“

Chilli seufzte. „Was war an dem Wort m-a-g-i-s-c-h nicht zu verstehen?“ Sie sprang mit einem Satz auf den Sessel, der sein Wohnzimmer darstellte, legte den Schwanz zwischen die Hinterbeine und wiegelte mit dem Oberkörper, als massierte sie sich den Rücken. „Ich, Chilli, bin eine Geisterkatze. Äußerst selten, absolut besonders und sehr zauberisch. Du, … Wie heißt du überhaupt?“

Shade verschränkte die Hände hinter dem Kopf, irgendwie unfähig, etwas Sinnvolles zu unternehmen. „Shade.“

„Und du, Shade, bist ein zu Tausenden vorkommender, gewöhnlicher Magyc. Nicht annähernd so magisch wie ich.“

„Holla! Gut, das zu wissen. Und jetzt verschwinde, ich habe Hunger.“

„Ich auch.“

„Dann besorg dir was.“

„Das da riecht schon ganz gut.“

„Das ist meins.“

„Fleisch fehlt noch. Unbedingt.“

„Ich esse gern vegetarisch.“

„Igitt! Für mich machst du Vollwert!“

Shade stemmte die Fäuste in die Hüften und schnaufte. Was ging hier ab?

„Ich bin jetzt an dich gebunden, Spatzenhirn. Also füttere mich.“

„Niemals.“ Shade konnte sich noch gerade so zurückhalten, nicht noch einmal nach dem Geschöpf zu greifen und es hochkant aus dem Fenster zu befördern. Magisch oder nicht.

„So hatte ich mir das nicht vorgestellt!“, brummte Chilli genervt. „So ist mir das nicht versprochen worden.“

Shade verstand nur estación. „Mir egal. Such dir einen anderen Dosi. Ich will kein Haustier.“

Der riesige Nordluchs schob den Schwanz weiter zwischen den Hinterbeinen hindurch und streckte ihn nach oben, als würde er ihm den Mittelfinger zeigen. „Kruzifix, was für ein Stress.“

Als hätte Shade gezwinkert, war der Luchs auf seinem Sessel verschwunden. Shade fuchtelte durch die Luft über dem Sitzmöbel, setzte sich hin und hob dann die Möhre vom Boden auf. Das Zwiebel-Paprika-Gemüse war schwarz angebrannt. Shade kochte innerlich, warf alles in den Müll und begann verwirrt, erneut das Gemüse zu schnippeln. Geisterkatze. Davon hatte er noch nie gehört.

...